Der Traum vom eigenen Reaktor. Die schweizerische Atomtechnologieentwicklung 1945–1969

Tobias Wildi

Interferenzen - Studien zur Kulturgeschichte der Technik Band 4, Zürich: Chronos. 279 Seiten, div. Abbildungen, ISBN 3-0340-0594-6, sfr 38.-, Euro 24.80.

«Ein Werk wie das Versuchsatomkraftwerk Lucens explodiert nicht, denn es kann gar nicht explodieren.» (Alt-Bundesrat Hans Streuli 1962)

Thema des Buches ist eines der umfangreichsten Industrieprojekte in der Geschichte der Schweiz: Die Entwicklung eines eigenen Reaktortyps. Während eines Jahrzehnts bemühten sich zahlreiche Industriefirmen, Bundesstellen, wissenschaftliche Institute und Elektrizitätsgesellschaften, den Anschluss der Schweiz ans Atomzeitalter zu sichern. Im waadtländischen Lucens begann der Bau eines unterirdischen Versuchsatomkraftwerkes mit einem im Inland entwickelten Schwerwasserreaktor. Als der Reaktor am 21. Januar 1969 in Betrieb genommen wurde, geschah das, was Alt-Bundesrat Streuli 1962 noch für unmöglich gehalten hatte: Ein Brennelement des Reaktors explodierte und verseuchte die gesamte Reaktorkaverne. Sie musste in der Folge in jahrelanger Arbeit dekontaminiert werden.
Das Buch untersucht das Beziehungsnetz zwischen den zahlreichen Akteuren, das während des Innovationsprozesses entstand. Es stellt die Frage, inwieweit der institutionelle Rahmen innovationshemmend und somit massgeblich für den Misserfolg verantwortlich war.