Die Eisenbahn der Zukunft. Automatisierung, Schnellverkehr und Modernisierung bei den SBB 1955–2005.

Gisela Hürlimann

Interferenzen - Studien zur Kulturgeschichte der Technik Band 12, Zürich: Chronos. 400 S., ISBN 978-3-0340-0856-3, ca. CHF 48.00 / ca. EUR 32.00

Wie hängen Innovation und Wandel bei den Schweizerischen Bundesbahnen zusammen? Woher kam der Druck zur Veränderung? Wer generierte innovative Ideen und wie konnten sich diese durchsetzen? So lauten einige Kernfragen der Untersuchung, die sich als eine «integrative Unternehmensgeschichte» der SBB versteht. Die zweite Hälfte der 1960er-Jahre, in der die Bundesbahnen in eine Defizitphase eintraten, stellt den Ausgangspunkt dar. Anhand der Projekte für eine automatische Zugsicherung, für den Taktfahrplan Schweiz und für eine Schnellbahn Bern-Zürich spannt die Autorin einen weiten Bogen in die Gegenwart. Darin zeigt sie, wie das Bahnunternehmen um die Mitte der 1980er-Jahre dank cleverem Marketing und dank dem Mega-Trend Umweltschutz den Turnaround schaffte und die historische Kurve von einer «public social railway» zu einer «public business railway» nahm. Zu dieser Erfolgsstory gehört die «Bahn 2000», die 1984/85 das unbeliebte Projekt der «Neuen Haupttransversalen» (NHT) ablöste. Dabei kommt auch die Sichtweise der Ingenieure, Betriebswirtschaftler und Generaldirektoren zur Sprache, mit denen die Autorin Interviews für eine «Oral History» der SBB führte. Mit den Bundesbahnen steht auch die schweizerische Verkehrspolitik in ihrem Verhältnis zu Europa im Fokus. Die Darstellung endet in den späten 1990er-Jahren, als die Bahn- und Unternehmensreform in Kraft trat und die SBB eine Pionierrolle beim «European Train Control System» (ETCS) übernahmen. Angesichts der Herausforderungen durch zukünftige Bahnreformen, durch die NEAT und die Veränderungen der Lebensgewohnheiten scheinen die Weichen wieder offen für eine neue «Eisenbahn der Zukunft».