Die Karriere von Forschungsobjekten

Prof. David Gugerli

Wissenschaftshistorisches Kolloquium Universität und ETH Zürich Sommersemester 99

Das Wissenschaftshistorische Kolloquium von Universität und ETH Zürich wird sich im Sommersemester einem scheinbar einfachen, für die wissenschaftliche Entwicklung aber nicht minder folgenreichen Thema zuwenden. Am Beispiel der Karriere von einzelnen Forschungsobjekten - genannt seien etwa die Drosophila, die Primzahlen oder die Fadenwürmer - werden folgende Fragen zu beantworten versucht: Wo, wann, wie und warum hat sich wissenschaftliche Praxis auf bestimmte Forschungsobjekte konzentriert? Wie konnten Forschungsobjekte den Status von Erkenntnisproduzenten erhalten? Welche blinde Flecken ergaben sich für eine Disziplin aus ihrer Verpflichtung auf ein bestimmtes Forschungsobjekt? Wie mussten Forschungsgemeinschaften organisiert sein, damit sie in einem bestimmten Forschungsobjekt eine gemeinsam verfügbare Bezugsebene finden konnten?

Die Beiträge aus der Biologie, der Ethnologie, der Mathematik, der Chemie, der Primatenforschung und der Chaostheorie behandeln in wissenschaftshistorischer Perspektive den Aufstieg und den Niedergang, d.h. den praktischen Bedeutungswandel und die Veränderung des erkenntnistheoretischen Stellenwerts solcher Forschungsobjekte, die sich im Verlauf ihrer Karriere als äusserst produktive Beobachtungsfelder erwiesen haben.

Die Vorlesungen finden jeweils Mittwoch von 17.15 bis 19.00 im Hörsaal 121 an der Universität Zürich, Hauptgebäude, Rämistrasse 71 statt. Der Eintritt ist frei. Die Daten und Themen der einzelnen Vorträge sind dem nachfolgenden Programm zu entnehmen.

Semesterprogramm

07.04.1999
Einführung

Von Caenorhabdidis und Arabidobsis - Wie Fadenwürmchen und Mauerblümchen in den Focus der Wissenschaft gelangten

Prof. Dr. David Gugerli, ETH Zürich
Prof. Dr. Vincent Ziswiler, Universität Zürich

21.04.1999
Die Yanomani

Eine Gesellschaft in paradigmatischer Merzahl

Prof. Dr. Jürg Helbling, Universität Zürich

05.05.1999
Primaten

Vom Affenmenschen zum Menschenaffen

Dr. Hans-Konrad Schmutz, Naturwissenschaftliche Sammlungen Winterthur

19.05.1999
Die Primzahlen

Die grauen Eminenzen der Arithmetik

 

Prof. Dr. Samuel J. Patterson, Universität Göttingen

02.06.1999
Drosophila

Eine Taufliege prägt unser biosogisches Weltbild

Prof. Dr. Rolf Nöthiger, Universität Zürich

16.06.1999
Steroid Research

From chemistry to away from chemistry

Prof. Dr. Carl Djerassi, Stanford University

30.06.1999
Chaos ohne Ende

Eine Theorie uf dem Früfstein der Wissenscheften und der Kunst

Dr. Michael Klein, Institut für Neue Medien in Frankfurt