Vitamin C für alle! Pharmazeutische Produktion, Vermarktung und Gesundheitspolitik 1933-1953.

Beat Bächi

Interferenzen - Studien zur Kulturgeschichte der Technik Band 14, Zürich: Chronos. 280 S., 19 Abb., ISBN 978-3-0340-0921-8, CHF 38.00 / EUR 24.00

1933 begann das künstliche Vitamin C seinen Aufstieg als eine Art Wunderdroge. Heute findet es sich nicht nur in Multivitaminpräparaten, sondern beispielsweise auch zu Konservierungszwecken in verschiedenen Nahrungsmitteln. Das vorliegende Buch zeichnet die fesselnde Geschichte der komplexen Herstellung und der ausgefeilten Vermarktung nach und zeigt auf, wie kulturelle, ökonomische, politische und technische Mechanismen zum Erfolg beitrugen.
Zahlreiche Akteure waren an diesem Erfolg beteiligt. Es war jedoch das Basler Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche, das ausgehend von Patentrechten von Tadeus Reichstein eine marktbeherrschende Position im Vitamin-C-Geschäft eroberte. Um dem künstlichen Vitamin C zum Durchbruch zu verhelfen, wurden – im Verbund mit Gesundheitsbehörden – neue Krankheitsbilder geschaffen, welche die Einnahme von Vitamin C als ratsam erscheinen liessen. Der Konsum von Vitamin C wurde im Schatten des Zweiten Weltkriegs zu einer neuen Bürgerpflicht und für die Aufrechterhaltung der Gesundheit in industriellen Gesellschaften als notwendig angesehen. Dabei galt die Sorge nicht mehr nur der individuellen, sondern immer mehr auch der Gesundheit des «Volkswirtschaftskörpers».
Das Quellenmaterial stammt aus dem Nachlass des Nobelpreisträgers Reichstein sowie aus dem Historischen Archiv Roche. Es bietet seltene Einblicke in die Funktionsweise wissenschaftlicher Propaganda und in die Entwicklung eines modernen industriellen Verfahrens in der pharmazeutischen Industrie.

Am 4. September 2009 wurde ihm dafür von der Schweizerischen Gesellschaft für die Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften der "Henry-E.-Sigerist-Prize for the promotion of young scholars in the history of medicine and science for the year 2009" verliehen.