Die vorliegende Studie untersucht die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der Schweizerischen Bundesverwaltung von 1964 bis 1982 an der Schnittstelle von Computer- und Verwaltungsgeschichte. Sie geht der Frage nach, warum der Computer ein selbstverständlicher Teil des Alltags in der Bundesverwaltung wurde und wie er diesen Alltag programmierte. Die wenigen Studien, die zu diesem Thema vorliegen, stellen die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung als – gelungenen oder gescheiterten – Versuch dar, auf das Wachstum der Verwaltung in den 1960er Jahren zu reagieren. Im Gegensatz dazu orientiert sich diese Studie nicht an den Resultaten der Verwaltungsautomation, sondern am Transformationsprozess und deutet ihn als organisatorischen Lernprozess. Die Entstehung des Zentralen Ausländerregisters bei der Eidgenössischen Fremdenpolizei und sein Wandel vom konjunkturpolitischen Steuerungsinstrument zum fremdenpolizeilichen Informationssystem stehen exemplarisch für diesen Prozess und sind Gegenstand dieser Studie. Anhand von Berichten, Protokollen, Briefen, Handbüchern und anderen Quellen aus dem Schweizerischen Bundesarchiv werden die zeitlich begrenzten Diskursräume nachgezeichnet, in denen er sich abgespielt hat. Bei der Analyse dieser Aushandlungszonen werden die Probleme in den Mittelpunkt gestellt, die verschiedene Akteure trotz unterschiedlicher Ziele in einen diskursiven Austausch brachten und zu einer gemeinsamen Handlungskoordination motivierten. Die Aushandlungszonen legen die wechselseitigen Anpassungsleistungen zwischen Computer und Verwaltung frei und zeigen damit auf, warum sich Computer und Verwaltung gegenseitig beeinflusst und wie technologischer Wandel und organisatorische Lernprozesse ineinandergegriffen haben.
Das Vorhaben ist Teil des SNF Projekts Aushandlungszonen. Computer und Schweizerische Bundesverwaltung, 1960-1990.
Aufsätze in peer-reviewed Journals und Sammelbänden
Vorträge