Das Verschwinden der Technik

Ent-textualisierung oder Entsorgung?

David Gugerli

Die Technikgeschichte kümmert sich gerne um alles, was gerade entwickelt wurde (Genese), im Entstehen war (Emergenz) oder zum ersten Mal einen möglichst prominenten Auftritt hatte (Innovation). Offenbar wird der Gegenstand der Technikgeschichte dadurch nobilitiert, dass er einst überraschend neu, frisch und unverbraucht gewesen war. Das hat auch einen apologetischen Effekt für das Wissensfeld – es beschäftigt sich nie mit Schrott und unnützen Geräten, sondern stets mit frischer Ware und gerade quicklebendigen Anwendungsformen. Bereits der Hinweis auf die anhaltende Vitalität alter Technologien kann in der Technikgeschichte als «Shock of the Old» (David Edgerton) angekündigt werden. Diese Irritation lässt sich steigern, wenn man sich mit der Frage beschäftigt, wie Technologien eigentlich verschwinden – zum Beispiel aus der Zukunft, aus der Praxis oder aus der Erinnerung. Ist das Emergenz im Rückwärtsgang? Ist es Entnetzung und Detextualisierung? Oder bloss Abriss, Demontage und Entsorgung?


Das Museum für Computer und Unterhaltungselektronik ENTER in Solothurn entwickelt ein Angebot zur Trauerarbeit am Artefakt. Zwischen den Optionen "Verschwinden auf der Deponie" und "Verschwinden im Depot" soll es eine Option der privaten Musealisierung geben. Apparate werden vom Museum wieder funktionstüchtig gemacht und von den Besitzern und Besitzerinnen würdevoll aufbewahrt.