Ein digitaler strand, gesehen auf dasappart.tumbl.com

The Digital Strand

Workshop zur Geschichte des Computers, 21. Januar 2016

Hannes Mangold, Daniela Zetti

Wie soll Computergeschichte geschrieben werden? Diese Frage steht, spätestens seit François Lyotard 1979 die Condition postmoderne konstatierte, im Raum. Vor mehr als zehn Jahren ist sie mit James W. Cortadas Trilogie zur Digital Hand akut geworden. Cortada hat die Computergeschichte zwar aus dem offenen Meer historischer Daten geholt, trotz oder wegen der Sammel- und Sortierleistung des ehemaligen IBM Sales Managers war die Gefahr, auf Sandbänken zu stranden, jedoch keineswegs gebannt. Offen blieb, wie der Computer als soziotechnisches Artefakt historisiert werden kann. Der Workshop „The Digital Strand“ will den Möglichkeitsraum von Digitalisierungen kartieren. Er legt die Metapher der einen, ordnenden und ökonomisierenden hand ad acta und schlägt vor, sie durch einen vieldeutigen, vielschichtigen und verwaschenen strand zu ersetzen.

Liegt unter der digitalen Hand der digitale Strand? Strand – zugleich poetisches Gestade und informationstheoretischer wie elektrotechnischer (Kabel-)Strang – kann als Begriff dienen, um die Historiographie des Computers zu problematisieren. Das Bild von gebündelten, ineinander greifenden und zugleich distinkten Drähten fokussiert jene Verwerfungen, Grenzverschiebungen und Rekonfigurationen, mit denen der Computer die prädigitalen Kategorien durcheinander gewirbelt hat und deren Geschichten es zu untersuchen gilt.

Auf dem Workshop „The Digital Strand“ werden aktuelle Forschungsprojekte im Bereich der Computergeschichte vorgestellt, insbesondere von jungen Historikerinnen und Historikern. Dabei werden unterschiedliche digitalhistorische Stränge auf unerwartete Kurzschlüsse abgetastet. Der Workshop basiert auf pre-circulated papers, die in maximal 20K Zeichen die zentralen historiographischen Probleme des jeweiligen Forschungsprojekts vorstellen. Der Workshop steht einerseits im Zeichen der Diskussion dieser spezifischen Probleme. Andererseits sollen projektübergreifende Interferenzen erzeugt werden, um eine historiographisch fundierte Computergeschichte zu fördern. 

Veranstaltet wird der Workshop von der Professur für Technikgeschichte der ETH Zürich in Kooperation mit dem Zentrum Geschichte des Wissens (ETH und Universität Zürich) und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.